Unser Verständnis von Nachhaltigkeit und Vielfalt

Diversität und Nachhaltigkeit. Diese beiden Schlagworte sind aktuell sehr beliebt – sie werden tagtäglich in der Presse und der Werbung verwendet, um auf sich aufmerksam zu machen und Klicks zu erzielen. Firmen springen gerne auf den Zug auf, Mitarbeiter und Kunden werden damit geworben.

Manchmal hat man den leisen Eindruck, dass man vor lauter Wald die Bäume nicht mehr sieht – oder war es umgekehrt?

 

Und wie stehen wir als RadioOnkologieNetzwerk dazu?
Wir wollen nachhaltige Therapie-Erfolge für unsere Patienten erzielen!

Dabei sind wir uns bewusst, dass Strahlentherapie auch Nebenwirkungen haben kann. Wir beraten unsere Patienten ausführlich und hinterfragen immer wieder kritisch, ob eine Strahlentherapie sein muss oder ob es nicht auch Alternativen gibt. Obwohl wir meistens in der Krebstherapie tätig sind, ist dieses Prinzip bei einem Patienten mit schmerzhaftem Fersensporn vielleicht am einfachsten erklärt: Hier geht es nicht nur um eine schnelle Bestrahlung, sondern auch um eine ausführliche Beratung und eine Umstellung des Lebensstils, um dauerhafte und nachhaltige Erfolge zu erzielen. Konkret bedeutet das meist eine deutliche Gewichtsabnahme sowie Umstellung des Essverhaltens und eine Erhöhung der sportlichen Aktivität für den Patienten. Das hört er nicht unbedingt gerne! Daher nehmen wir uns Zeit für ein ausführliches Gespräch: Die Strahlentherapie beseitigt die Schmerzen, für eine dauerhafte Schmerzfreiheit muss der Patient selbst aktiv werden.

Diversität bedeutet Vielfalt bzw. den bewussten Umgang mit Vielfalt in einer Gesellschaft.

Jeder Mensch hat unterschiedliche physische und psychische Ressourcen, jeder geht anders mit einer Erkrankung um. Wir möchten unsere Patienten daher sehr individuell wahrnehmen. Wir möchten unsere Patienten dort unterstützen, wo sie Hilfe benötigen und wollen.

Unser Ziel ist es, Krebs zu heilen – und wo Heilung nicht möglich ist, Leid zu lindern und gute Lebenszeit zu geben. Da ist es unwichtig, ob wir selbst alt oder jung sind, Mann oder Frau, welche Haut- oder Haarfarbe wir haben, welchem Glauben wir angehören, aus welchem Land wir stammen – oder was Menschen sonst noch unterscheiden mag.

Im RadioOnkologieNetzwerk arbeiten Menschen aus vielen verschiedenen Ländern. Es arbeiten Hindus und Moslems, katholische, evangelische und orthodoxe Christen, Juden, Buddhisten und Atheisten gemeinsam jeden Tag daran, Krankheit und Schmerz zu bekämpfen und Leid zu lindern. Das ist das Ziel, das wir erreichen wollen und für das wir persönliche Unterschiede, Meinungen, Befindlichkeiten und Differenzen zurückstellen.

Krebs macht keine Unterschiede. Auch das Leiden nicht.

Im Angesicht von Krankheit und Leid wird vieles nebensächlich, was eben noch unglaublich wichtig erschien. Wir nehmen unsere eigene Diversität wahr, aber sie steht nicht im Vordergrund unseres täglichen Handelns. Dort steht der Patient.

 

Zu guter Letzt noch ein kurzes Wort zum ebenfalls sehr beliebten Gender-Thema: Die Autorin dieses Textes hat bewusst auf ein „Gendern“ verzichtet und durchgängig das Maskulinum verwendet. Sie ist überzeugt, dass Sprache die gesellschaftliche Realität abbildet und dass sich zunächst eine gesellschaftliche Realität ändern muss, bevor eine Sprache sich verändern kann, nicht umgekehrt. Außerdem mag sie keine Sternchen in ihren Texten.


Dr. med. Sandra Röddiger